26 Feb

SD-Karte wird nicht mehr erkannt, ist eine Datenrettung möglich?

SD-Karte wird nicht mehr erkannt, ist eine Datenrettung möglich?

Beziehungsweise: „Und was man nicht alles so findet…“

Dieser Beitrag handelt über eine SD-Karte die bei Rossmann (Kaufdatum unbekannt) erworben
wurde. Es sollte geprüft werden ob eine Datenrettung möglich ist und ob sich diese lohnt.

store.it 4GB SD-Karte von Rossmann

Bei einer SD Karte die nicht mehr erkannt wird, lässt sich, wenn mit externen Mitteln kein Ergebnis
erzielt wird, nur der eigentliche NAND-Speicher selbst auslesen.
Dazu muss die Karte geöffnet und der Flash-Speicher ausgelötet werden.
Nur mit einer Kombination aus spezieller Hard- und Software, bestehen dann Chancen die Daten
wieder zu erlangen.

Doch beim öffnen der Karte bot sich ein heutzutage eher recht seltener Anblick.

Ein Stück Pappe in einer original versiegelten SD-Karte? Was hat das damit auf sich?

 

Die Platine der SD-Karte von unten betrachtet.

 

Da ist nicht viel drin, 6 passive Bauelemente, der NAND-Speicher
und der vergossene NAND-Controller (Pille).

 

Detailansicht der mysteriösen Pappe und dem gänzlich unbeschrifteten NAND-Speicher.

Die Karte wurde natürlich nicht selbst von Rossmann hergestellt sondern
(voraussichtlich sehr preiswert) zugekauft. Das ein NAND-Speicher nicht beschriftet ist sieht man
ab und an in den aller billigsten USB-Sticks. Und das der NAND-Controller, der den Speicher
verwaltet und über die SD-Schnittstelle zur Verfügung stellt, auf diesem engen Raum direkt auf die
Platine „gezüchtet“ und vergossen wird ist keine Seltenheit mehr. Konstruktionsbedingt ist diese
Lösung recht anfällig für einen Defekt, insbesondere wenn die Karte mal eingeklemmt oder
gebogen wird.

Warum ist der NAND-Speicher unbeschriftet..?
Die Vermutung liegt nahe das es sich hierbei un folgendes handelt:
Während des Produktionsprozesses treten teilweise Fehler auf, d.h. das bei einem für 2GB
ausgelegten NAND-Speicher nicht alle Speicherzellen angesprochen werden können.
Solche NANDs werden normalerweise ausgemustert und entsorgt.
Deswegen werden diese auch gar nicht erst beschriftet, eine Lasergravur kostet schließlich auch Geld.
Findige „Hersteller“ haben in der Vergangenheit des öfteren Wege gefunden die Speicher dennoch zu
nutzen. Dabei werden die fehlerhaften Bereiche des NAND „ausgespart“, so wird dann aus einem
fehlerhaften 2GB NAND ein „funktionierender“ 1GB NAND. Dabei wird der Controller
dementsprechend programmiert.

Kleiner Exkurs…:
In der Vergangenheit, als man für einen 1GB USB-Stick noch recht hohe Preise (100€ und mehr)
zahlen musste, war das noch für solche Machenschaften rentabel. Denn im Winter 2003 kostete der
damals neue Iomega USB 2.0 USB-Stick in der 1GB  Variante sage und schreibe 399,-€, mit
damals noch schnellen Werten: 9MB/s lesen und 7MB/s schreiben. *
Heutzutage werden bei einem USB 3.0 USB-Stick deutlich höhere Werte erzielt.
Wie bei einem SanDisk Extreme 64GB USB 3.0 zu sehen: sequenziell 249MB/s lesen,
und 112MB/s schreiben. Preis im 1. Quartal 2015: ca. 40,-€. **
Heute, 12 Jahre später, gibt es für das „gleiche“ Geld (399,-€ nicht inflationsbereinigt) stolze 512GB.
(Beispielsweise bei einem HyperX Predator DataTraveler DTHX30P 512GB USB 3.0 USB-Stick
mit 240MB/s lesen und 160MB/s schreiben. ***

Damals ist es sogar vorgekommen das man vermeintlich 8GB kaufte aber eigentlich
nur 2GB drin waren. Das ganze war so gebaut das, sobald 2GB voll waren, der Speicher wieder neu
überschrieben wurde, wie in einer Schleife. Und man wunderte sich warum sich bestimmte Dateien
nicht mehr öffnen ließen.
Exkurs Ende…

Es kann also gut sein, das es sich hier um einen „angepassten“ NAND-Speicher handelt.
Solche sind grundsätzlich für Fehler anfälliger, diese werde nicht umsonst ausgemustert.

Die hauchdünne Platine vor einem karierten Mathe-Blatt,
Kantenlänge eines Kästchens: 0,5cm bzw 5mm.
Die Platine ist also nur ca. 0,1mm dick.

Aber warum die Pappe?
An der Stelle kann auf die Platine ein zweiter NAND-Speicher aufgebracht werden, z.B. wenn es
8GB hätten sein sollen. Doch der so entstandene Hohlraum wird durch die Pappe ausgefüllt und
man drückt an der Stelle die SD-Karte nicht ein. Ihr wird somit etwas mehr Stabilität verliehen.

Die Pappe ist so dick wie der NAND-Speicher.

Was ist das überhaupt für eine Pappe…?
Es ist ein Stück eines langen Bandes, in den rechteckigen Öffnungen befanden sich kleine
SMD-Bauteile, wie die 6 kleinen passiven Bauteile auf der Platine. Die runden Löcher sind
einfach nur eine Perforation, damit das Band mit den Bauteilen in einem Bestückungs-Automaten
transportiert werden kann. Sie ist also noch in der Produktion mit doppelseitigem Klebeband
aufgebracht worden.

Eine Datenrettung in diesem speziellen Fall ist nicht wirklich preiswert und kostet viel Zeit,
da man u.U. zunächst mehrere Methoden probieren muss, bis ein ansatzweise verwertbares
Ergebnis geliefert werden kann.

Quellenangaben:
* http://www.computerbase.de/2003-11/iomega-usb-2.0-speicherstick-mit-1gb-kapazitaet/
** http://www.amazon.de/Transcend-Flash-32GB-USB-Stick-schwarz/dp/B004CQ5GMU
*** http://www.amazon.de/Predator-DataTraveler-DTHX30P-512GB-Speicherstick/dp/B00AV3XGPW

Text und Bilder: © ABCDATA – Niehler Str. 44a – 50733 Köln – www.abcdata-systeme.de

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